Das Projekt The Tower of Babel wurde vergangenen Juni erstmals im Wiener Konzerthaus aufgeführt. Nun wandert der Turm nach Berlin, wo das Klangforum Wien gemeinsam mit den Neuen Vocalsolisten Stuttgart im Radialsystem im Rahmen des VOICES Festivals aktuelle Werke von Komponist:innen aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion zur Aufführung bringt.
Riesige Schatten liegen auf den vielen Szenen Neuer Musik dieser Weltregion, die aktuell einmal mehr Schauplatz gewalttätiger, geopolitischer Auseinandersetzungen ist. Der bisher als natürlich empfundene Austausch maßgeblicher Komponist:innen und Interpret:innen zwischen Tbilisi und Minsk, Eriwan und Moskau, Taschkent und Kyiv ist zum Stillstand, der Dialog zum Erliegen gekommen. Musik läuft wieder einmal Gefahr, auf nationale Selbstbehauptung und zum Propagandaschild vermeintlicher Überlegenheit reduziert zu werden. Gegen eine solche Instrumentalisierung ist Widerstand angesagt. Das Klangforum Wien will mit seinem mehrteiligen Projekt The Tower of Babel einen Beitrag dazu leisten.
Das Programm entwirft eine Landkarte des Neuen in der Musik der heutigen postsowjetischen Gesellschaften, die in gebotener Selbstverständlichkeit künstlerisch kompromisslose Positionen aus Estland, Armenien, Kasachstan, Georgien, Lettland, Russland, Belarus und der Ukraine aufzeigt. Wie ein „Turm zu Babel“ soll das Projekt aus dieser aktuell so geschundenen Kulturlandschaft hervorragen: vielstimmig, nach wie vor utopisch und als Zufluchtsort wie Aussichtspunkt gleichermaßen strahlen.
Ein Projekt initiiert durch das Klangforum Wien, koproduziert mit AFF Projects.